Reich versus arm – was ist Lebensqualität


 

 

Wer reich ist, ist nicht arm, wer arm ist kann reich sein. Reichtum ist Anschauung, ist ein Gefühl. Monetär reich heißt nicht reich und seelisch reich heißt nicht arm. Reichtum hat der, der sich reich fühlt; reich monetär oder reich seelisch.

 

Letztlich geht es nur darum, dass man sich zurechtfindet in der kurzen Zeit der eigenen Lebenszeit. Dass man während dieser Zeit sein eigenes Wohlbefinden findet. Neid auf andere, die im Luxus schwelgen (oder nach dem äußeren Erscheinungsbild darin schwelgen) führt zum eigen Wertverlust, zur eigenen Zermürbung und zum Unwohlsein. Wer nur daran denkt, möglichst viel monetär zu sammeln und dabei vergisst zu leben, mag reich sein, kann sich ein luxuriöses Leben mit großem Haus am Meer, Chauffeur und vieles mehr leisten – doch ist er dabei glücklich ? Oder steht er immer unter dem Druck des weiteren Beschaffens, des Erhaltens; muss er täglich die Börsennachrichten lesen, wird blass bei schlechten Nachrichten, hektisch bei guten oder schlechten Nachrichten ?

 

Jeder ist seines Glückes Schmied (angeblicher Sinnspruch des Applus). Jeder muss mithin sehen, wie er glücklich wird. Neid macht nicht glücklich, er führt zur Verdrossenheit und schmälert das eigene Lebensgefühl. Entscheidend kann nur die eigene Einstellung zum Leben sein. Fehlt der Reichtum, um sich eine Villa am Meer und vieles mehr zu leisten, dann sollte man sich dort, wo man es sich finanziell leisten kann, so einrichten, dass man sein Leben harmonisch bestreiten kann.

 

Hat man Reichtum, ist dies nicht die Gewähr für Glück, nicht die Gewähr dafür, dass man zufrieden leben kann. Die Neider kann man wohl ignorieren. Aber der Reichtum kann zerrinnen, man muss auf der Hut sein, die Entscheidungen richtig setzen  -  oder man verliert eventuell alles. Reichtum kann also auch bedeuten, ewigen Stress zu erleben, kein Vertrauen zu finden. Es kann eine Selbstzermürbung sein.

 

Reich ist der, der mit dem, was er hat, zufrieden ist und entspannt lebt.

 

Das heißt nicht, dass der Arbeitslose sich keine neue Beschäftigung sucht, sondern mit dem ihm zugebilligten Ressourcen versucht ein für ihn noch erträgliches Leben zu führen. Das Streben nach weiteren Werten, ideeller oder materieller Art, ist dem eigenen Wohlbefinden nicht entgegengesetzt. Es bedeutet nicht, sich mit allem abzufinden, sondern die tatsächliche Situation wahrzunehmen und mit ihr umzugehen.

 

Letztlich ist der materiell wohlgesittete, der stets Angst um einen Verlust hat, ebenso bedauernswert wie der unverschuldet arbeitslos gewordene, der keine Anstellung mehr findet und sich über das Sozialsystem grämt: Beide haben es aufgegeben, den Wert des Lebens und die Endlichkeit des Lebens zu erkennen. Was hilft einem im Todesfall Reichtum und was macht im Todesfall Armut aus ? Nichts. Die Endlichkeit des Lebens ist ein Fixpunkt, der weder durch das Eine noch das Andere abwendbar wäre. Nun mag man sagen, dass sich der Reiche ein längeres Leben durch teure, nicht durch eine Krankenkasse bezahlte Behandlungen letztlich erkauft. Das mag sein, dass er diesen Versuch unternimmt, doch unabhängig davon, dass dies nur eine zeitliche Komponente und keinen Dauerzustand des Lebens fördert, ändert dies nichts an seiner Grundeinstellung.

 

Reichtum im materiellen Sinne bedeutet also nicht, dass derjenige unbedingt  - unabhängig davon, was er sich alles leisten kann – glücklich ist.  Glücklich können nur diejenigen sein, die sich ihr Leben im Hinblick auf das Machbare einrichten. Sie können ihr Leben letztlich genießen, ob reich oder nicht so reich. Es ist die Freiheit des Lebens, des Denkens und Handelns im Rahmen des Machbaren, was das Leben lebenswert macht. Nicht der Stress, immer mehr machen zu müssen, um mehr zu haben, zu erhalten. Es ist nicht der nach außen getragene Schein, reich zu sein (der häufig auch nicht der Realität entspricht).

 

Es mag ärgerlich sein, wenn jemand durch Vitamin B eine Stellung erreicht, die man selbst haben wollte und für die man selbst vielleicht sogar objektiv besser qualifiziert wäre. Aber sollte man sich deshalb das eigene Leben selbst „vermiesen“ ?  Wer, wenn möglich, gegen solche Umstände (auch gerichtlich) vorgeht, hat Recht. Aber diesen Umstand dann zu einem das Tagesgeschehen prägenden Ausdruck zu stilisieren, verändert nur die eigene (und damit verlorene) Lebensqualität.

 

Jeder ist seines Glückes Schmied. Jeder bestimmt selbst über seine Lebensqualität. Und jeder muss sich vergewissern, dass Leben nicht eine Unendlichkeit ist.