Hoffnung ist nötig


Lisa Winter (lisa-winter-art.de): hoffnung ist nötig
Lisa Winter (lisa-winter-art.de): hoffnung ist nötig

 

1. Der Tag war heiß und schwül. Die Nacht, die alles verdeckt, senkte sich über die Stadt am Wasser. Die Hitze blieb wie ein Ballon stehen, die Luft bewegte sich nicht. Menschenleer waren die Straßen und Plätze. Hier und da waren Fenster geöffnet, Licht brannte in den Häusern. Ein von Meersalz und Fisch getränkter Geruch könnte derjenige einatmen, der zu dieser Zeit durch die Straßen gehen würde.

 

Irgendwo in einem Haus war ein Schrei zu vernehmen. Die Nacht schluckte ihn. Auf den Schrei folgte wieder die Ruhe. Eine Ruhe, als wäre selbst der Sekundentakt der Vergänglichkeit erstarrt.

 

Eine Tür wurde aufgerissen. Im Licht des Hausflurs konnte man eine Gestalt sehen. Sie blieb stehen, als wollte sie die durch nichts erlabende stehende Luft einatmen. Sie schwankte etwas. Dann taumelte sie weiter auf die Straße. Ein zittern durchzog ihren Körper, der dann mit einem dumpfen Schlag zu Boden fiel. Auf dem noch von der Sonneneinstrahlung des Tages warmen Asphalt bildeten sich Blutlachen.

 

An den Fenstern der Häuser schauten Personen heraus. Sie sahen einen Mann, der blutend und reglos auf dem Asphalt lag. Sie verharrten, teilnahmslos.

 

An der Haustür erschien eine weitere Person. Sie schaute zu dem leblosen Mann. Dann ging sie hinaus. Langsam ging sie zu dem regungslos liegenden Mann hin. Ohne sich zu bücken, schaute sie von oben auf ihn. Etwas glitt aus ihrer Hand und fiel neben dem am Boden liegenden Mann. Dann wandte sie sich ab und ging Richtung Meer.

 

2. Es gibt viele Wege, und an jeder Weggabelung und Wegkreuzung musst du dich entscheiden, welchen Weg du wählst. Es kann der richtige sein, es kann der falsche sein; es kann aber auch ein Umweg für den richtigen oder falschen Weg sein. Dein Ziel musst du selber wissen; um das Ziel zu erreichen, musst du den richtigen Weg finden.

 

Der Weg sagt dir nicht, ob du den richtigen Weg gewählt hast, um dein Ziel zu erreichen. Er sagt dir auch nicht, ob es der direkte Weg ist, um das Ziel zu erreichen. Er bietet sich dir nur an, wie auch die anderen Wege an der Gabelung oder Kreuzung. Ob du der Verlockung des einen Weges nachgibst und den anderen daher ausschlägst, musst du selber entscheiden.

 

Du musst die Kraft finden, den richtigen Weg zu wählen. Nur der eine Weg ist der Weg zu deinem Ziel. Du musst die Kraft finden, nicht der Verlockung des einfacheren Weges nachzugeben. Der einfachere Weg ist nicht der Weg zum Ziel, er leitet dich von diesem ab. Du weißt nicht, ob du wieder eine Weggabelung oder eine Kreuzung findest, auf der du wieder die Entscheidung treffen kannst, dich deinem Ziel zu nähern.

 

Denn der Weg, den du gehst, ist eine zeitliche Einbahnstraße. Ihn zurückzugehen wäre ein Weg in die Vergangenheit, in das bereits Gewesene. Dieser Weg ist dir versperrt. Der Ausgangspunkt deines Weges ist unerreichbar. Nicht revidierbar ist deine Entscheidung, einen bestimmten Weg zu gehen. Darum verharre an der Gabelung, verharre an der Kreuzung.

Wähle deinen Weg mit Bedacht, nicht mit Leichtfertigkeit ob einer dir vorgetäuschten Verlockung.

 

3. Die Zeit ist die Vergänglichkeit der Ewigkeit. Sie ist Synonym der Vergänglichkeit und besteht in der Ewigkeit nicht. Sie ist ein Gedanke, der die Ewigkeit nicht erfasst und nur die Vergänglichkeit kennt.

 

Kommst du heim, so ist Ort und Zeit einerlei. Die Heimkehr ist die unvergängliche Gegenwart. Sie ist das bleibende Jetzt. Keiner kann es dir nehmen. Heimkehr ist das Finden zu sich selbst. Es ist die Definition für Weg und Ziel, für Verwirklichung und Selbstachtung.

 

Nicht die Vergänglichkeit des Tages, der Woche, des Monats oder des Jahres ist der Impuls der Existenz. Es ist der Kern des Selbst. Die Erkenntnis dessen ist die Heimkehr zu sich. Die Heimkehr ist der Weg durch das Tor der Erkenntnis, der Aufbruch zu sich.

 

Die Zeit ist nicht die Vergänglichkeit der Ewigkeit. Sie ist der raumlos Körper, in dem du dich befindest. Die Zeit bis du selbst. Du bestimmst über dein Tun. Du bestimmst, ob du heimgekehrt bist.

 

4. Der Tanz war vorbei, das Ballett hatte sich verabschiedet, die Zuschauerreihen leerten sich. Die Lichter, die nach Beendigung der Vorstellung gleißend den Raum erleuchteten, wurden etwas gedimmt. Die Bühne war leer. Nur das Bühnenbild, vor dessen Kulisse sich das anmutige Ballett bewegte, stand. Nichts war zu hören und zu sehen, außer das im Halbdunkel liegende Bühnenbild.

 

Wie aus dem Nichts tauchte sie auf. Feenhaft, ganz in weiß. Graziös bewegte sie sich auf den Brettern, die für andere die Welt bedeuten. Sie schien diese nicht zu berühren, es war wie ein Schweben über ihnen. Und dann kam das Ballett, von rechts und links, auf die Bühne. Es bewegte sich zu einer Musik, deren Laute nicht zu vernehmen waren. Oder doch ? War es nicht die eben gehörte und gesehene, ja gelebte Suite ? Nur viel zarter, leise, gleichwohl intensiv einprägsamer. Und mittendrin die feenhafte Gestalt. Um sie herum hielt das Ballett Abstand, wie ein gebührender Abstand zur Diva, die unnahbar ist.

 

Tänzer treten auf. Wo kommen sie her ? Ein Tänzer bewegt sich auf die feenhafte Gestalt zu. Ein tänzerisches Duett, er schwarz mit Barett, sie ganz in weiß. Auf sein Bewerben um sie geht sie teils ein, teils weist sie es zurück. Das Ballett umrankt sie näher, bringt die dadurch näher zusammen, doch gekonnt löst sie die Umrankung und öffnet den Kreis, fordert die ihr gebührende Distanz, ohne allerdings den Werbeversuchen des Tänzers zu entschweben.

 

Ein Donnerton stört diese Eintracht. Es ist wie ein Gewitter, dessen Nahen nicht bemerkt wurde, und von dem man überrascht wird, zusammenzuckt. Die Gestalten auf der Bühne sind nicht mehr zu sehen. Die Stimme im tiefen Bass mit der Frage, ob man nicht auch gehen wolle, lässt einen das Geschehene erahnen.

 

5. Der Februar ist ein Monat, der wohl mit zu den tristesten des Jahres gehört. Gut, wenn Schnee liegt oder es schneit, kann er anmutig sein und die Umwelt in ein neues Gewand kleiden. Aber wenn es nur kalt ist, dazu regnet, lässt er keine Einladung zu, sich im Freien aufzuhalten.

 

M. achtete nicht auf das Wetter. Er hatte auch keinen Blick für die Umgebung. Stur ging er, mit etwas nach vorne eingezogenen Kopf durch die Straßen. Auf einer Treppe zu einer höher gelegenen Straße kam ihm eine Frau mit zwei kleinen Kindern entgegen; sie hatte ihren zu groß dimensionierten Regenschirm aufgespannt, die Kinder fanden offenbar Gefallen daran, jede sich bietende Pfütze zu nutzen, um in diese mit Schwung hineinzutreten, damit das Wasser hoch spritzt. So auch direkt neben ihm. Laut grollte er. Was die Frau sagte, nahm er bewusst nicht wahr, war vielmehr damit beschäftigt, nicht auch noch von den seitlichen Verstrebungen des Regenschirms getroffen zu werden. Er erreichte die obere Straße. Auf der breiten Straße herrschte reger Feierabendverkehr.

 

Er wollte die Straße überqueren. Worauf wartete er noch ? Wieso achtete er darauf, ob der Verkehr ein Überqueren zulässt ? Sein Ziel war sicherer, sagte er sich. Und es ist auch nicht mehr weit. Die Straße überqueren, durch den Park Grünanlage, dort bis zur Brüstung.

 

„Ich hoffe, wir kommen bald hier rüber. Aus dem Regen raus.“ M. schaute zur Seite. Eine junge Frau stand neben ihm, die offenbar an dieser Stelle auch die Straße überqueren wollte.

 

„Hoffen ?“ sagte M.

 

„Ja, hoffen ist ein Teil der Hoffnung.“ Die junge Frau lächelte ihn an.

 

Hoffnung. Welche Hoffnung, auf was. M. verzog etwas das Gesicht, wie schmerzgeplagt. Die Frau sah noch zu ihm rüber.

 

„Ist Ihnen nicht gut ?“, fragte sie. Er antwortete nicht, schaute nach vorne auf die Fahrbahn.

 

„Kommen Sie, jetzt ist gerade frei.“

 

Er schaute hoch, zu ihr rüber, auf die Fahrbahn. Sie ging schon los und winkte ihn mit einem Lächeln, ihr zu folgen. Ist das der Wink des Schicksals, der mich schneller an mein Ziel führen will, fragte er sich und ging der Frau nach.

 

Auf der anderen Straßenseite wartete sie auf ihn.

 

„Gehen Sie durch den Park ? Dann würde ich mich Ihnen gerne anschließen. In der Dunkelheit ist es mir alleine im Park etwas gruselig, aber durch den Park kann ich meinen Weg abkürzen.“

 

Er musste lächeln.

 

„Ah, Sie können doch lächeln und nicht nur verbittert dreinschauen.“

 

„Ich wollte nur bis zur Brüstung gehen.“

 

„Was wollen Sie an der Brüstung ? Bei diesem Wetter sieht man dort auch nichts - und wenn man Lichter sieht, werden einem diese durch den Regen regelrecht vermiest.“

 

„Ich will meinen Weg abkürzen.“

 

„Aber an der Brüstung endet der Weg, dort kommen Sie nicht weiter.“

 

Und ob, dachte er. Dort komme ich weiter. Denn dann ist es nur noch ein kleiner Schritt, und mein Ziel ist erreicht. Er schaute zu ihr rüber. Sie lächelte ihn immer noch an. Das Regenwasser hatte sich in ihren Haaren verfangen und floss langsam auch an ihrem Gesicht herunter.

 

Vielleicht wäre ich gestern anders auf sie eingegangen. Gestern…. Seine Gedanken wanderten. Gestern war die Welt noch in Ordnung. Nun, nicht ganz in Ordnung. Er hatte Probleme. Aber diese schienen lösbar. Aber heute ? Heute ist seine Welt zerbrochen. Es ist nichts mehr geblieben. Nur Leere, Dunkelheit. Es war der Brief, der ihm heute zugestellt wurde. Ein kurzer Brief. Höflich, aber bestimmt. Musste er nicht damit rechnen ? Ja - oder doch nein. Er hatte doch letzte Woche vorgesprochen. Man hatte eine Lösung gefunden, die auch für ihn machbar gewesen wäre. Und dann der Brief. Die Geschäftsleitung stimme dem Lösungsvorschlag nicht zu. Er stand vor dem Nichts. Sein Leben lang hatte er gearbeitet, hatte etwas aufgebaut. Dann hatte er sich verspekuliert, die Krise nicht richtig bewertet. Es war seine Schuld, oder doch nicht ? Hätte er sie erahnen können ? Hätte er von dem Projekt doch Abstand nehmen sollen ?

 

Er schüttelte den Kopf.

 

„ Was ist?“, fragte sie.

 

Nein, es lohnt nicht noch einmal darüber nachzudenken. Geschehen ist geschehen. Es ist unabwendbar, wie auch der Brief.

 

„Nichts. Aber mein Weg endet dort nicht.“

 

„Hat man dort heute eine Treppe gebaut, einen Aufzug oder provisorisch einen Flaschenzug, mit dem man ins Tal kommt ?“ Sie lachte.

 

„Nein, es ist mehr eine Schanze.“

 

Was soll das, dachte er, weshalb unterhalte ich mich mit ihr ? Ich muss nur noch einige Meter gehen. Aber - ich habe auch Zeit. Soviel Zeit wie ich nie hatte.

Der Gedanke an die Zeit, die er bisher nie hatte, ließ ihn wieder lächeln. Das kommentierte sie sogleich.

 

„Aha, Sie können doch wieder lächeln. Ich finde gerade bei diesem Wetter im Februar ist Lächeln ein absoluter Contrapunkt, der aufhellt.“

 

„Finden Sie ?“ Er wundert sich über seine Frage, Er lässt sich tatsächlich auf eine Konversation ein. Auf dem Bürgersteig. Bei Regen, bei Kälte. Er hat es nicht mehr eilig. Die Brüstung läuft ihm nicht weg. Er weiß, er hat Zeit.

 

„Ja. Schau`n Sie sich doch einmal um. Die Menschen, die hier ständig an uns vorbeigehen. Alle versunken in sich, hochgezogene Jacken und Mäntel, Regenschirme. Und auf allen Gesichtern der gleiche griesgrämige Ausdruck, dem Wetter angepasst. --- Oh, Entschuldigung, ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten.“

 

„Sie sind mir nicht zu nahe getreten. Sie haben ja Recht. Auch ich habe diesen griesgrämigen Ausdruck - natürlich wegen des Wetters.

 

„Dabei müssen die doch gar nicht so griesgrämig schau`n. Jedenfalls die Meisten nicht. Sie haben Arbeit, ihr Auskommen. Sie werden irgendwo erwartet oder haben etwas vor. Nur weil es trist , kalt und regnerisch ist muss man nicht so herumlaufen, um das Bild zu Komplettieren.“

 

„Deswegen lächeln Sie unentwegt.“

 

„Auch. Aber ich habe auch einen schönen Erfolg heute gehabt. Und das lässt mich das Wetter vergessen.“

 

„Darf ich fragen, welchen Erfolg Sie hatten ?“

 

„Wir hatten im Haus ein Objekt finanziert. Ich weiß nicht warum. Das Objekt war zwar gut, aber meiner Meinung nach der Marktlage derzeit nicht entsprechend. Das Objekt wurde daher nichts. Der Kunde steht vor dem Ruin. Ein Gespräch mit ihm musste letzte Woche stattgefunden haben. Aber die dort angedachte Lösung , von der ich nicht einmal weiß, ob sie ihm etwas gebracht hätte, wurde von der Geschäftsleitung verworfen.“ Sie stockte. „Interessiert Sie das ? Haben Sie Schmerzen ?“

 

Bei M. war das Lächeln verschwunden. Sein Gesicht verzog sich schmerzverzerrt. Sollte sie tatsächlich von ihm sprechen ? Sollte ihr Erfolg seine Niederlage sein ?

 

„Nein, nein. Erzählen Sie bitte weiter.“ Bebte seine Stimme ? Die Töne brachte er nur gepresst heraus.

 

„Sagen Sie bitte, wenn ich zuviel rede. Das mache ich manchmal, wenn ich euphorisch bin.“

 

„Nein, erzählen Sie bitte weiter. Ich bin wirklich gespannt.“ Gespannt, worauf ? Hätte er doch vorher schon auf die Straße gehen sollen ? Will ihm das Schicksal noch eine Bosheit zufügen?

 

„Sie sagen aber, wenn ich aufhören soll. Ich verstehe ja, wenn nicht jeder an meinen Erfolgen teilhaben will, ist es auch nur im Rahmen meiner Erzählungen.“

 

Er nickte stumm. Ein sichtlich gequältes Lächeln konnte er sich abgewinnen.

 

„Aber Sie haben doch Schmerzen. Ich schlage vor, wir gehen dabei weiter, und zwar durch den Park durch. Dann komme ich nach Hause, worüber ich bei diesem Wetter glücklich bin, und Sie kürze wohl auch ab - oder wollen Sie doch noch zur Brüstung ?“

 

Er ging schweigend los, schlug den Weg durch den Park und nicht zur Brüstung ein. Zur Brüstung konnte er auch wiederkehren. Aber ihren Erfolg wollte er, er wusste selbst nicht, warum, kennen lernen. Aber vielleicht war es das Leben, das des Einen Misserfolg des Anderen Erfolg sein sollte.

 

„Ich bekam heute Morgen den Vorgang auf den Tisch gelegt. Schnellstmöglich, so hieß es, soll ich die Abwicklung vornehmen. Man wollte sofort dieses Engagement beenden.“

 

Er schaute sie von der Seite an. Die Haare hingen ihr nässedurchtränkt an den Schläfen. Sie war durchnässt, aber trotz der Nässe und der Kälte glühte ihr Gesicht wie fiebrig. Ja, sie muss, wenn auch auf seine Kosten, einen Erfolg gehabt haben. Aber sie war doch nicht verantwortlich. Die Entscheidung gegen ihn fiel doch früher.

 

„Ich schaute mir also die Unterlagen durch. Das Objekt als solches ist gut. Was sage ich, es ist phantastisch. Nur eben an sich zur falschen Zeit. Hören Sie: an sich. Sie müssen wissen, dass ich grundsätzlich Abwicklungen mache. Nur manchmal, wenn es rechtlich komplex wird, werde ich auch zu anderen Aufgaben hinzugezogen. Und so fiel mir ein, dass gerade vor etwa auch einer Woche ein Investor, der sehr namhaft ist ---- Sie verstehen, dass ich Namen nicht sagen darf…“

 

„Ja, natürlich, bitte erzählen Sie weiter.“ M. wurde unruhig. Was sollte das bedeuten ?

 

„Also, vor etwas einer Woche, oder ist es schon zehn Tage her…“

 

„Bitte erzählen Sie doch weiter. Es ist doch für den historischen Aufbau egal, ob dies nun vor sieben Tagen oder zehn Tagen war.“

 

Sie blieb stehen, schaute ihn an. Auf seinem Gesicht erkannte sie eine leichte Gereiztheit, aber auch Nervosität.

 

„Geht es Ihnen wirklich gut ? Sie sind blass.“

 

„In dieser Jahreszeit sind fest alle blass. Es sei denn, sie kommen gerade von Teneriffa oder aus dem Bräunungsstudio. Bitte erzählen Sie weiter. Ich bin wirklich sehr gespannt.

 

Sie schaute ihn noch einmal prüfend an, zuckte mit den Schultern.

 

„Gut. Also, dieser Investor suchte ein bestimmtes Projekt, welches langfristig, bitte beachten Sie das Wort langfristig, rentabel arbeiten kann. Anfangsverluste wollte er ohne weiteres übernehmen, denn diese konnte er tatsächlich, wie ich feststellte, mit seinen zu zahlenden Steuern kompensieren. Gerade dieser Investor fiel mir ein. Abwickeln, dachte ich, wieso? Also rief in ihn an. Er kam heute Mittag. Ich habe ihm alle uns vorliegenden Unterlagen gezeigt. Er will nun mit dem anderen Kunden schnellstmöglich einen Vertrag machen, sich beteiligen. Und wir sollen freigestellt werden.“

 

Sie sah M. an. Der war stehengeblieben.

 

„um es kurz zu machen. Ich habe die Geschäftsleitung informiert, die mich bat, dem Kunden sofort zu schreiben, dass die Kündigung seines Engagements zurückgenommen wird. Er hat sein Ziel erreicht. Was meinen Sie, wie der sich freuen wird. Und ich auch. Denn durch diese Zusammenführung habe ich gleich eine Gehaltserhöhung erhalten und bin nun nicht mehr für die Abwicklung sondern für die aktiven Engagements zuständig. Toll, nicht.“

 

Sie strahlte. Beide standen.

 

„Hatten Sie gehofft, so jemals weiterzukommen ?“

 

„Hoffnung ist nötig. Ohne sie kommt man nie weiter.“

 

M. blickte sich um und sah in die Richtung, in der sich die Brüstung befand. Er atmete tief durch. Er merkte keine Kälte und keinen Regen mehr. Er war ganz ruhig und atmete tief durch. Er lächelte. Ja, Hoffnung ist nötig.

 

„Der Regen ist auch schön.“

 

„Wieso ? Ich bin völlig durchnässt.“

 

„Hoffen Sie doch auf das Frühjahr und den Sommer. Hoffnung ist nötig.“